“Das Selbstorganisierte Lernen legt sich wie ein Band durch die Schullaufbahn Ihres Kindes”.
So der kommunizierte Anspruch. Das Band: kleine Module freier Arbeitsphasen, beginnend in 5 mit einem zweistündigen Wochenplan, in 7 der Einführung der Projektmethode, 8-10: Lernen in Projekten in den Wahlpflichtkursen und in 11 dann die Studierzeit, intern auch als “Sixpack” bezeichnet.
Die Idee dieses konkreten Moduls: Lehrpersonen, die eine 11. Klasse an einem Tag haben, tun sich zusammen, schnüren ein Aufgabenpaket (im Optimalfall mit Fächerübergriff) und entlassen die Schüler*innen dann für drei bis sechs Wochen in eine Phase der Freiarbeit, in der sie entscheiden, wann, wo und wie sie an dem betroffenen Wochentag lernen. Sixpack, weil damit insgesamt sechs Stunden eines Tages zu einem Modul zusammengelegt werden. Und natürlich als Zeichen der Stärke.
Die Absprache zu diesem Vorhaben treffen Lehrpersonen, nichts davon ist verbindlich. Ich mache das nun zum dritten Mal, habe damit jede sich mir bietende Chance genutzt. Nun stelle ich recht gesichert fest:
- Das Konzept bleibt ein Kolibri im 11 Jahrgang. Synergieeffekte im Sinne von “Herr Berndt, das kennen wir doch von xy” Oder anschlussfähiges Material anderer Kolleg*innen sind Mangelware.
- Resultierend aus 1. beobachte ich das Freistrampeln. Die Schüler*innen nutzen die ungewohnte Freiheit erstmal zum Nichtstun. Völlig normal. Innerlich bleibe ich entspannt. Aber das arbeite ich auf und zeige die besonderen Herausforderungen im Zeitmanagement. Das macht uns fachlich natürlich langsamer. Fragt man nun die Gruppe oder mich, wie es läuft, ist die Antwort divergent. Ich kann eigentlich nur sagen:“Nicht so gut, wie es liefe, wenn wir das alle machten.”
- Wenn ich in der Unterrichtsverteilung sehe, dass ich in 11 unterrichte, muss ich die Stundenpläne abwarten, um zu erfahren, ob das Vorhaben wieder möglich ist. Denn ich bin abhängig von der Motivation meiner Kolleg*innen. Und da gibt es nun mal einige, die sowas nicht machen.
In Summe kostet das Ganze mehr Arbeit als Unterricht im klassischen Takt. Und es beschleicht mich das ungute Gefühl, nein mittlerweile die gesicherte Erkenntnis, dass wir die Früchte dieser Arbeit nur dann ernten, wenn wir viel konsequenter so lernen und arbeiteten. Solange wir das nicht tun, werde ich…
… mich weiter in der Sache abrackern. Denn insgesamt - und dazu habe ich hier noch gar nichts geschrieben - bleibt, dass ich die Schüler*innen und ihre Vorlieben und Herausforderungen besonders gut kennenlerne, während auch ich mich mit ungewohnter Muße der Anliegen der Kinder widmen kann.
Der Beitrag soll nicht zu kitschig enden: Natürlich erwarte ich eine Verstetigung solcher Vorhaben und würde es immer unterstützen, dass wir für solche Dinge Verbindlichkeit herstellen. Die Unbeweglichkeit einiger Akteure mag ihre Begründung haben. Sie darf uns aber nicht derart blockieren.